Carolin Emcke im Gespräch mit Pankaj Mishra
Der britisch-indische Intellektuelle Pankaj Mishra stellt in seinem neuen Buch »Zeitalter des Zorns« die Frage nach dem historischen Ursprung von Hass und Gewalt der Gegenwart. Durch einen Rekurs auf das 18. Jahrhundert wirft Mishra einen kritischen Blick auf die Dynamik von Aufklärung und Gegen-Aufklärung, auf das Verhältnis von Freiheitsversprechen und Repression – und verweist auf die Verlierer dieser Modernisierungsprozesse, deren Enttäuschung sie anfällig macht für Fundamentalismus und Gewalt. Aus dieser kritischen Perspektive auf die Ambivalenzen der Emanzipationsbewegungen des 18. Jahrhunderts gelingt Mishra eine beeindruckende Analyse der Quellen des sozialen und politischen Zorns.
Streitraum 2016/17: »Unbegrenzt entgrenzt – oder: Wozu braucht es Grenzen?«
Welche Formen der nötigen und unnötigen Grenzen haben und brauchen wir? Grenzen schließen ein und aus, manchmal schützen sie, manchmal sperren sie ein. Grenzen lassen sich aus harten oder weichen Stoffen ziehen. Es gibt emotionale oder territoriale Grenzen, Grenzen der Toleranz oder Grenzen der Scham. In den letzten zwei Jahren wurden stabil geglaubte Grenzen überschritten und offene Grenzen wieder geschlossen. Der »Streitraum« in der Spielzeit 2016/17 will sich diesen unterschiedlichen Formen stellen: Welche Grenzen der Toleranz braucht es in einer offenen Gesellschaft? Welche Grenzen des »das wird man ja wohl mal sagen dürfen« braucht es aber auch? Auf welcher Sorte Übereinkunft beruhen Vorstellungen von den Grenzen zwischen den Geschlechtern? Zwischen den Religionen?