Carolin Emcke im Gespräch mit Christoph Markschies (Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften)
»Was sagt die Behauptung, wir lebten in einem säkularen Zeitalter?«, fragte der kanadische Philosoph Charles Taylor einst. Welche Vorstellung von Religiosität und einer Praxis des Glaubens ist daran gebunden, welche Vorstellung von privat und öffentlich? Der moderne demokratische Staat soll neutral sein gegenüber religiösen oder kulturellen Lebensformen – aber wie gelingt das?
Streitraum 2021/22: Pluralisierung der Gegenwart
– Pluralisierung der Erinnerung?
In den letzten Jahren haben nicht nur die Auseinandersetzung mit dem NSU und die Black Lives Matter Bewegung schmerzhaft deutlich gemacht, wie ungehindert und unreflektiert noch Rassismus, Antisemitismus und neonationalistische Bewegungen ihre Menschenverachtung und ihre Gewalt ausleben können. Die kritische Reflexion auf die rechten Netzwerke der Gegenwart muss immer auch die Frage zulassen, welche historischen Kontinuitäten sich in ihnen zeigen und welche nicht. Eine säkulare, offene, pluralisierte Demokratie darf sich nicht nur als säkular, offen und pluralistisch behaupten – und die eigenen blinden Flecken, die eigenen religiösen, kulturellen, sozialen Normierungen unangetastet lassen. Wie lässt sich der demokratische Diskurs, die demokratische Teilhabe wirklich pluralisieren, welche Geschichte/n müssen erzählt werden und wie lassen sich die Konflikte um Deutungen und Erfahrungen konstruktiv gestalten?
Der Streitraum ist eine monatliche Diskussionsveranstaltung an der Schaubühne und wird seit 2004 von der Publizistin und Autorin Carolin Emcke moderiert und kuratiert. Eingeladen werden Wissenschaftler_innen, Autor_innen, Politiker_innen, Künstler_innen und andere Personen des öffentlichen Lebens. Der Streitraum behandelt in jeder Spielzeit ein anderes Thema.