Carolin Emcke im Gespräch mit Franziska Martinsen (Professorin für Politische Theorie)
Wir leben in gewaltförmigen Zeiten und doch wird das Verhältnis von Politik und Gewalt überraschend wenig reflektiert. Ob bei dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine, dem Angriff der Hamas auf Israel, bei den Protesten der Klimabewegung, bei der Diskussion über Polizeigewalt und Rassismus – permanent sind wir gefordert, gewaltförmige Praktiken und Mechanismen zu befragen. Schon die Bedeutung und Anwendung des Begriffs ist unterbelichtet: Was zählt als Gewalt? Nur rohe, körperliche Akte oder auch strukturelle, sprachliche Handlungen? Welche Gewalt gilt als legitim und welche als illegitim? Wie lässt sich Gewalt begrenzen, verhindern, einhegen oder ist Gewalt immer haltlos? Wie verträgt die Demokratie ihr ambivalentes Verhältnis zu Widerstand und Ungehorsam?