„Defund“ und „Abolish“ – oder: Demokratisierung der Polizei

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Carolin Emcke im Gespräch mit Vanessa E. Thompson (Soziologin) und Tobias Singelnstein (Kriminologe)

Es ist der »Black Lives Matter«-Bewegung und ihren Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt zu verdanken, dass grundlegendere, kritische (Forschungs-)Perspektiven auf Polizei und Gefängnisse in den öffentlichen Fokus gerückt sind. Die Fragen nach rechtswidriger, rassistischer Gewalt durch Polizist_innen finden schließlich nicht nur woanders, in den USA oder Frankreich, sondern auch hier statt. Umso dringlicher ist die Frage nach Aufklärung, kritischer Reflexion und Reformfähigkeit der Polizei: Wie lässt sich die Polizei demokratisieren und kontrollieren? Welche gesellschaftlichen Aufgaben kann und muss überhaupt die Polizei verantworten? Und wofür wären andere Institutionen oder Professionen besser ausgebildet und effizienter? Welche Ressourcen müssten umverteilt, welche Strafregime müssen hinterfragt oder sogar abgeschafft werden?

TOBIAS SINGELNSTEIN (*1977, Berlin) ist Professor für Kriminologie und Strafrecht am Fachbereich Rechtswissenschaft der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Zuvor war er von 2017 bis 2022 Inhaber des Lehrstuhls für Kriminologie an der Ruhr-Universität Bochum. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen in der Kriminologie (u. a. soziale Kontrolle und Gesellschaft, Polizei und Justiz, Sicherheitsforschung) sowie im Strafrecht und Strafprozessrecht (u. a. Ermittlungsmaßnahmen und Beweisrecht, Datenverarbeitung im Strafverfahren, Strafrecht und Digitalisierung). Neben mehr als 60 Beiträgen in Fachpublikationen hat er verschiedene Monografien zu Themen aus diesen Bereichen verfasst und eine Reihe von Sammelbänden herausgegeben. Im März 2022 ist sein gemeinsam mit Benjamin Derin verfasstes Sachbuch »Die Polizei. Helfer, Gegner, Staatsgewalt« bei Econ/Ullstein erschienen.

VANESSA E. THOMPSON (*1982, Wiesbaden) ist Assistant Professor in Black Studies and Social Justice am Department für Gender Studies an der Queen’s University in Kanada. Ihre wissenschaftlichen Schwerpunkte liegen u. a. in den Bereichen der kritischen Rassismus- und Migrationsforschung, Theorien staatlicher Gewalt (insbs. Polizieren) und des Abolitionismus sowie der Geschlechterforschung. Sie war Fellow am Department of Black Studies an der University of California, Santa Barbara, und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziologie an der Goethe- Universität Frankfurt am Main. Sie hat zu schwarzen Bewegungen und schwarzem Feminismus in Europa, Polizieren und transnationalen sowie multi-racial abolitionistischen Bewegungen publiziert. Gemeinsam mit Daniel Loick hat sie einen Reader zu Abolitionismus (Suhrkamp) herausgegeben. Ihr Buch »Black Socialities. Black Urban Activism and the Struggle Beyond Recognition in Paris« erscheint 2023 bei Manchester University Press. Vanessa Thompson engagiert sich in diesen Bereichen auch aktivistisch. Sie ist Mitglied in der Internationalen Unabhängigen Kommission zur Aufklärung über den Tod des Oury Jalloh und ist in internationalen abolitionistischen Bewegungen organisiert.