Corona und die Ethik der Phantasie

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Carolin Emcke im Gespräch mit Regina Ammicht Quinn (Universität Tübingen) und Viola Priesemann (Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation, Göttingen)

Die Krise der Pandemie ist auch eine doppelte Krise der Vorstellungskraft. Wer nicht wissenschaftliche Modellierungen denken kann, wer nicht sich vorstellen kann, dass wirklich geschieht, was berechnet wurde, dass es geschehen würde, der hinkt dem tödlichen Virus mit den politischen Entscheidungen dauernd hinterher. Das inkonsequente Regierungshandeln, das die zweite und nun schon die dritte Welle erst ermöglicht hat, es hat auch mit dieser fehlenden Phantasie zu tun. Aber auch die spürbar abnehmende Empathie mit anderen, die zunehmende Verengung des Blicks und des Mitgefühls haben mit der knappen Ressource der Ethik der Phantasie zu tun.

DR. VIOLA PRIESEMANN (*1982 in Bobingen) forscht am Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation und lehrt an der Georg-August-Universität Göttingen. Sie erforscht Ausbreitungsprozesse, Selbstorganisation und Informationsverarbeitung in lebenden und künstlichen Netzwerken. Seit dem Ausbruch von COVID-19 hat sie die Ausbreitung von SARS-CoV-2 erforscht, die Wirksamkeit der Maßnahmen quantifiziert und Eindämmungsstrategien entwickelt. Viola Priesemann ist Mitautorin mehrerer Stellungnahmen (u.a. der Leopoldina), Fellow des Schiemann-Kollegs und Mitglied des Exzellenzclusters „Multiscale Bioimaging“ der Universität Göttingen.

REGINA AMMICHT QUINN (*1957 in Stuttgart) ist Professorin für Ethik am Internationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften der Universität Tübingen und seit 2014 Sprecherin des Zentrums sowie eine der Gründungsdirektorinnen des Tübinger Zentrums für Gender- und Diversitätsforschung. Von 2010 bis 2011 war sie Staatsrätin für interkulturellen und interreligiösen Dialog als parteiloses Mitglied der Landesregierung Baden-Württembergs. Sie ist Lenkungskreismitglied des Exzellenzclusters »Machine Learning in Science« und der Plattform »Lernende Systeme« des BMBF, die zum Ziel hat, KI im Sinne der Gesellschaft zu gestalten. Darüber hinaus ist sie Vorsitzende des Public Advisory Boards des Cyber Valley, eine der größten Forschungskooperationen Europas im Bereich KI.