Carolin Emcke im Gespräch mit Oliver Nachtwey (Professor für Sozialstrukturanalyse, Universität Basel)
Ob in Berlin oder Dresden, Stuttgart oder München, die »Querdenker«-Demonstrationen sind zum hoch aggressiven Sammelbecken für wissenschaftsfeindliche und anti-aufklärerische Figuren und Dogmen geworden. So heterogen das Spektrum der Protestierenden ist, so eindeutig sind die rechten Agitatoren, die die soziale Verunsicherung ausbeuten und kanalisieren wollen: gegen die Feindbilder ihrer Wahl: »die Regierung«, »die Medien«, »Bill Gates«. Was ist das für eine Bewegung, die immer wahnhaftere Phantasien verbreitet und deren mediale Parallelwelt als Selbstermächtigung funktioniert? Welche rassistischen, antisemitischen Topoi tauchen hier wieder auf und welche Intellektuellen speisen diese Narrative?
OLIVER NACHTWEY (*1975 in Unna) hat an der Universität Hamburg Volkswirtschaftslehre studiert und wurde 2008 an der Universität Göttingen mit einer Arbeit in politischer Soziologie promoviert. Anschließend war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Universitäten Jena, Trier und Darmstadt tätig. Er war Fellow am Hamburger Institut für Sozialforschung, dem Kolleg Postwachstum in Jena sowie am Institut für Sozialforschung Frankfurt. Er forscht zum Wandel der Arbeit und der gesellschaftlichen Modernisierung und ihrem Einfluss auf die Sozialstruktur. Ferner beschäftigt er sich mit dem Wandel politischer Repräsentation, Protesten und sozialen Bewegungen.